Es mangelt an einem Deckenlift
Erstellt von Toni
Von Lothar Rühl
WETZLAR-DUTENHOFEN/LINDEN-LEIHGESTERN – Im vergangenen Jahr hatte der Dutenhofener Verein „Space Party Crew“ der schwerstmehrfachbehinderten Salome Pehlke aus Linden-Leihgestern eine große Freude gemacht. Durch eine Spendenaktion wurde für die Zehnjährige eine besondere Badewanne angeschafft. Nun wird das Baden aber dennoch zum Problem, berichtet Mutter Katja Pehlke. Wegen der Umstände ruft die Crew erneut zu Spenden auf. Ein Bad ist für die meisten Menschen nichts Besonderes – eine ganz entspannende Nebensächlichkeit. Nicht so, wenn man pflegebedürftig ist. Salome kann weder laufen, stehen noch allein sitzen. Mit Pflegegrad 5 hat die Schülerin laut Medizinischem Dienst der Krankenversicherungen eine „schwerste Beeinträchtigung der Selbstständigkeit mit besonderen Anforderungen für die pflegerische Versorgung“. Durch eine massive, therapieresistente Epilepsie muss das Mädchen auch rund um die Uhr betreut werden und benötigt bei allem Hilfe. „Salome kann nicht sprechen, aber sie nimmt alles wahr, sieht und hört normal. Und sie hat Bedürfnisse wie zum Beispiel ein Bad zu nehmen. Das hilft ihr zu entspannen und ihre Durchblutung anzuregen, vor allem, wenn sie viele epileptische Anfälle hat und dadurch auch oft sehr kalte Gliedmaßen“, schildert die Mutter.
Für Katja Pehlke ist es ein großes Anliegen, ihrer Tochter trotz der starken motorischen Einschränkungen Dinge zu ermöglichen, an denen sie Freude hat. Aber das Baden und generell die Transfers der Tochter stellen inzwischen einen Kraftakt dar, den sie nicht mehr allein schafft. Ihr Mann ist viel beruflich unterwegs, so dass er oft nicht helfen kann. „Salome liebt es, zu baden. Fragt man sie danach, strahlt sie einen mit ihren großen blauen Augen an. Da braucht man keine Worte, um sie zu verstehen. Sie hat so wenig Möglichkeiten, Dinge zu tun, da möchte ich ihr das, was sie genießt, nicht verwehren,“ sagt die Mutter. Aber allein ist es inzwischen nicht mehr möglich, ihrer Tochter solche Wünsche wie ein schönes Entspannungsbad zu erfüllen. Im vergangenen Jahr hatte die Mutter den Vorsitzenden der „Space Party Crew“, Torsten Weicker, kennengelernt und von ihren Problemen bei der behindertengerechten Ausstattung für ihre Tochter berichtet. „Vieles, was Salome hilft oder was sie braucht, gilt nicht als anerkanntes Hilfsmittel und wird dann nicht von der Krankenkasse übernommen. Oder man muss viel Geduld und Kampfgeist mitbringen, um eine Einzelfallentscheidung zu erwirken, was oft ein sehr langwieriger Prozess ist“, erklärt Katja Pehlke. Kurzerhand hatte Weicker eine Spendenaktion für das Mädchen ins Leben gerufen und bei der vergangenen Jahreshauptversammlung des Vereins eine Übergabe arrangiert. Von dem Erlös konnte die Familie für Salome eine Badewanne mit Licht- und Lufttherapie finanzieren. Nun hat die Krankenkasse mitgeteilt, dass sie den beantragten Deckenlifter im Badezimmer nicht übernehmen möchte, da es auch eine Dusche gäbe, die für die Körperhygiene ausreiche. Auf Baden bestehe kein Anspruch.
Ähnlich geht es Salome mit anderen wichtigen Hilfen: Die Familie ist im November in das Neubaugebiet in Leihgestern gezogen. Die Straßen sind noch nicht geteert und überall bilden Steine und Kies Hindernisse. Mit den kleinen Vorderrädern des Rollstuhls bleibt das Mädchen immer wieder stecken. Daraufhin beantragte die Mutter ein Outdoorrad, das man vorn an den Rollstuhl anklemmen kann, um auf unebenen Wegen zu fahren. Auch das will die Krankenkasse nicht bezahlen. Für die Beschaffenheit der Straßen im Wohnumfeld sei sie nicht zuständig. Aber auch die Stadt Linden, wo die Mutter nachfragte, stellte keine schnelle Abhilfe in Aussicht. Dieses und wahrscheinlich auch nächstes Jahr würden die Straßen noch nicht fertiggestellt. Das Zubehörteil für den Rollstuhl schlägt, wie viele Reha- oder Therapiegeräte, ordentlich zu Buche. So kostet das Rad für den Rollstuhl knapp 1000 Euro. Bei dem Deckenlifter kommt es darauf an, ob die Krankenkasse zumindest den Motor übernimmt und die Familie so nur die Montage und Material für die Schienen zusätzlich zahlen muss. Familie Pehlke ist sehr dankbar, dass es Vereine und Stiftungen gibt, die sich in solchen Fällen kümmern, wo sonst keine Hilfe mehr zu erwarten ist. Vor allem die Tatsache, dass sich Menschen vor Ort einsetzen und interessieren, schätzt Salomes Mutter sehr. Einige Dinge, wie beispielsweise einen Rollstuhllift inklusive behindertengerechtem Umbau des Autos, hätte die Familie sonst nicht finanzieren können. Über einen Zuschuss für diesen Umbau streitet die Mutter schon seit vier Jahren mit dem Landkreis Gießen, inzwischen vor dem Sozialgericht. Die „Space Party Crew“ möchte, dass die von ihr gespendete Badewanne auch genutzt werden kann, ohne dass jedes Mal zwei Leute dabei assistieren müssen. Deshalb würde sich der Verein nochmals freuen, wenn unter dem Verwendungszweck „Salome“ viele Menschen spenden.