Der Glaube an sich selbst

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Zu Gast in Münchholzhausen: Die ehemalige Profiboxerin Ramona Kühne. © Thomas Wissner

nal). »Stärke wächst nicht aus körperlicher Kraft, vielmehr aus einem unbeugsamen Willen.« Jene Worte von Mahatma Gandhi sind es, die Deutschlands erfolgreichste Profiboxerin Ramona Kühne ihren Zuhörern ans Herz legte, denn neben schonungsloser Ehrlichkeit zu sich selbst lautet ihre Botschaft: »Nie aufgeben.«

2022 trat die heute 44-Jährige nach 16 Jahren Profiboxen und 15-fache Weltmeisterin ab. Von 34 Kämpfen hat sie 33 gewonnen und lediglich 2010 eine Niederlage durch Cutverletzung gegen Ina Menzer (Deutschland) eingefahren. Als Gastrednerin am Ende der Jahreshauptversammlung des Fördervereins »Space Party Crew against Aids« in Münchholzhausen zog Kühne die Mitglieder in ihren Bann.

Ausnahmslos diesen war der Vortrag vorbehalten, wobei sich Kühne in eine Reihe zahlreicher Sportgrößen einreiht, die ausnahmslos vor den Mitgliedern des Vereins referieren, der ansonsten durch seine Veranstaltungen mit Sportstars im Bürgerhaus des Wetzlarer Stadtteils wie auch durch seine umfangreichen Spenden weithin bekannt ist. Ihren Vortrag nutzte Kühne dazu, Mut zu machen wie auch Impulse für den Alltag eines jeden einzelnen zu geben.

Ihr eigener Kampfgeist wurde mit 13 Jahren geweckt, als sie nach einer Kollision mit einem Polizeibus auf der Intensivstation landete und die Ärzte ihr sagten, dass sie an Sport nicht mehr zu denken brauche – und außerdem habe sie ja auch Asthma. Ein Jahr zuvor hatte sie »als ein wirklich dickes Kind, das ständig gehänselt und mit meiner superschlanken Schwester verglichen wurde«, mit Jiu Jitsu begonnen. Doch die Aussage der Ärzte waren vielmehr Ansporn und nach zehn Tagen voller Tränen »habe ich mir dann aber gesagt. Wer schreibt einem eigentlich vor, was möglich ist und was nicht? Ich ganz allein und sonst keiner!« So ging es dann auf Krücken zurück in die Sporthalle »und nach einem Jahr der Qualen war ich so genesen und fit, um an einem ersten Wettkampf teilzunehmen – und wurde so mit 14 Jahren Meisterin von Berlin Brandenburg im Jiu Jitsu. Warum habe ich das geschafft – weil ich es wollte und mich nicht von den Geht-Nicht-Sagern habe abhalten lassen.«

m Laufe der Jahre nahm sie an Gürtelprüfungen teil, wechselte zum Kickboxen (mit 20 Jahren schwarzer Gürtel) und wurde Trainerin im Jiu Jitsu. Eine Ausbildung im öffentlichen Dienst schloss sie ab und »hatte den Wunsch, einmal berühmt zu werden«. Eine Empfehlung, die sie dazu erhalten hatte, lautete: »Umgib dich mit Menschen, die besser sind als du. Das färbt ab oder such dir einen Mentor, der dich deinem Ziel näherbringt. Mit 21 Jahren lernte ich 2001 Stephan kennen. Er war mein Impulsgeber. Erst nur Trainer, relativ schnell Freund und inzwischen verheiratet. Durch ihn und neue Trainingsmethoden schaffte ich es in die Kickbox-Nationalmannschaft.«

Nach dem Titel einer deutschen Meisterin im Amateurboxen hatte sie Blut geleckt und wollte sich endlich ihren Traum »vom Berühmtsein« erfüllen und Profiboxerin werden. Mit 26 Jahren war es soweit, doch der erhoffte Erfolg, berühmt zu werden, blieb noch aus. »Im männerdominierten Sport Boxen hatte eine Frau nichts zu suchen, was mir auch deutlich mit Ignoranz gezeigt wurde. Weder Sponsoren, Manager noch Promoter wollten eine Frau unterstützen. Mein Willen, mein Durchhaltevermögen und letztlich auch meine Hartnäckigkeit, an meinem Traum und meinen Zielen festzuhalten, brachten mich so weit, dass ich 15-fache Boxweltmeisterin in insgesamt drei verschiedenen Gewichtsklassen bin und mehrfach zur Boxerin des Jahres ausgezeichnet wurde. Natürlich hört sich das alles sehr einfach an, aber ich stand mehrmals in meiner Karriere kurz vor dem Aus.«

Ein »Aus« war 2010 jene Niederlage in Magdeburg, aus der sie aber neue Kraft schöpfte, obwohl sie im Krankenhaus behandelt werden musste. »Meine Nase war nicht nur einmal gebrochen. Ich habe mir neben zwei Kreuzband-Operationen 2012 und 2014 gefühlt jeden Knochen in meinem Körper mindestens einmal gebrochen. Was mich aber alles nie dazu brachte, aufzugeben!«

»Sich einfach mal trauen. Es hat niemand gewartet!«, lautete denn auch ihre Botschaft, die auch 2007 zu ihrem ersten Weltmeistertitel im Profi-Boxen führte. Nach ihren Kreuzband-OPs dauerte es 14 und 16 Monate, bis sie wieder in den Ring zurückkehrte – und jedes Mal verteidigte sie ihren Titel. Eiserner Wille und Ausdauer gehören zu ihrem Rezept.

Musikalisch umrahmte »Das Cello Duo« den Vortrag – und bei der Jahreshauptversammlung konnten der Vorsitzende Torsten Weicker und seine Stellvertreterin Bianca Schlosser auf einen beachtlichen Mitgliederanstieg verweisen. Nach 47 Neueintritten, darunter sechs Firmenmitgliedschaften, zählt der Verein aktuell 421 Mitglieder. Mit den an diesem Abend überreichten Spenden in einer Gesamtsumme von 2005 Euro erhöhte sich die Gesamtspendensumme in nunmehr 24 Jahren auf 239 726,42 Euro. Jeweils 500 Euro erhielten Sportstiftung Hessen, NCL Stiftung und der Tierschutzverein Königs Wusterhausen, 255 Euro Plant for the Planet und 250 Euro der Obst und Gartenbauverein Dutenhofen.

Jochen Schäfer im Amt bestätigt

Bei den Vorstandswahlen wurde Kassierer Jochen Schäfer im Amt bestätigt, Patrick Dietz und Markus Illig zu neuen Beisitzern gewählt. Dem Ausschuss für Projektgelder gehören weiterhin Ralf Serafin und Jose Luque an.

Am 9. November lädt der Verein unter der Schirmherrschaft der hessischen Sozialministerin Heike Hofmann zu einem Abend rund ums Thema Pflegefamilien ins Bürgerhaus Münchholzhausen mit den beiden Fernsehstars Janine Kunze und Shary Reeves ein. Im silbernen Jubiläumsjahr 2025 gibt es am 28. Februar an gleicher Stätte eine Lesung mit Margot Käßmann – und bei der Mitgliederversammlung im Oktober ist Olympiasiegerin Hilde Gerg als Gast in Münchholzhausen.

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