Margot Käßmann bei „Space Party Crew“ in Münchholzhausen
Erstellt von Toni

© Lothar Rühl
Die ehemalige Bischöfin hat bei der „Space Party Crew“ in Wetzlar ihr Buch „Farben der Hoffnung“ vorgestellt. Der Verein hat Spenden an sieben Organisationen übergeben.
Wetzlar. Margot Käßmann gehört zu den prominentesten Frauen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Am Freitagabend kam sie auf Einladung des Fördervereins „Space Party Crew against Aids“ in das Bürgerhaus im Wetzlarer Stadtteil Münchholzhausen.
Schon Wochen vorher war nach Angaben des Vorsitzenden Torsten Weicker (Dutenhofen) die Veranstaltung ausverkauft. Über 300 Besucher wollten die Bestseller-Autorin erleben. Weicker wies darauf hin, dass die Lesung der Auftakt für das Jubiläumjahr des Vereins sei. Vor 25 Jahren gegründet, hat er heute 436 Mitglieder und konnte bislang 248.026,42 Euro an Spenden einwerben.
Als Schirmherrn des Abends konnte die Moderatorin Sophie Rosentreter den ehemaligen Fußballprofi Marco Russ von Eintracht Frankfurt begrüßen. Mit der SGE stieg er 2005 in die Bundesliga auf und erreichte dreimal das Finale des DFB-Pokals. Der Titelgewinn im Jahr 2018 war der größte Erfolg seiner Karriere. Zwei Jahre zuvor erkrankte er an Hodenkrebs. Trotz der Diagnose hat er noch zwei Spiele für die Eintracht auf dem Rasen gestanden. „Es war ein Überlebenskampf der Eintracht, die sonst abgestiegen wäre. Ich wollte sie nicht im Stich lassen“, sagte Russ.

Margot Käßmann stellte in Wetzlar ihr neues Buch „Farben der Hoffnung“ vor
Die ehemalige Bischöfin und Ratsvorsitzende der EKD stellte ihr Buch „Farben der Hoffnung“ vor, das im bene-Verlag in Solms erschienen ist. Dabei wurde sie auch politisch. Die 66-jährige, in Stadtallendorf aufgewachsene, Theologin, zeichnete ein düsteres Bild der Welt. „Die Krisen erschüttern uns alle. Corona war eine Krise, die wir noch nicht überwunden haben, ein kollektiver Albtraum“. 2022 kam der Angriff Russlands auf die Ukraine hinzu, im Oktober 2023 der Angriff der Hamas auf Israel.

Dürren, Klimakatastrophe und weitere Schreckensszenarien führte sie an. Zum Schluss ging es auch um den sexuellen Missbrauch in der Kirche. „Ich möchte der Angst Hoffnung entgegensetzen“, begann sie ihre Antwort auf die Herausforderungen. Dabei griff sie immer wieder auf Erfahrungen aus der Bibel zurück. Ihre Lieblingsfarbe sei rot, was sie mit ihrer Jacke unterstrich. Die Farbe stehe für die Liebe. Jeder Mensch sehne sich nach Liebe. Dabei zitierte sie den Reformator Martin Luther: „Gott ist ein Backofen der Liebe“.
Bei der Farbe Orange kommt sie auf die Ukraine zu sprechen, denn im Jahr 2004 gingen die Menschen aus Protest gegen die damalige Regierung mit orangen Fahnen auf die Straße. Auf den seit drei Jahren andauernden Krieg Russlands gegen die Ukraine sagte sie kritisch, es habe bisher zu wenig diplomatische Versuche gegeben, den Krieg zu beenden. In Deutschland höre man von Tapferkeit, Helden, Blutzoll. Das Militärische trete immer stärker in den Lebensalltag.
Käßmann über den Patriarchen von Moskau entsetzt
Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) habe davon gesprochen, nicht kriegsmüde zu werden. Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) sagte „Wir müssen kriegstüchtig werden“. Deutschland habe einen Veteranentag eingeführt. Die Rüstungsindustrie wachse. Die Bundeswehr solle Zugang zu den Schulen erhalten. „Nicht der Krieg, sondern der Frieden ist der Ernstfall“, kommentierte Käßmann diese Entwicklung. „Ich habe darauf gehofft, dass der amerikanische Präsident Donald Trump Frieden schafft. Doch es wird ihm nicht durch Deals gelingen.“
Die Buchautorin ging auch auf die Rolle der Kirchen in dem Konflikt ein. „Kirchen sind immer in die Irre gegangen, wenn sie Krieg rechtfertigten.“ Sie sei über den Patriarchen von Moskau, Kyrill, entsetzt, mit dem sie einst in Gremien des Weltkirchenrates zusammen saß, der Waffen segne und den russischen Präsidenten bei dessen Krieg unterstütze. „Das ist für mich Gotteslästerung und mit Jesus nicht zu legitimieren. Liebet eure Feinde“, zitierte sie wiederum die Bibel.
„Space Party Crew“ überreicht Spenden in Höhe von insgesamt 3.300 Euro
Im Anschluss übergab die „Space Party Crew“ Spendenschecks in Höhe von insgesamt 3.300 Euro an fünf Organisationen. Den höchsten Einzelbetrag mit 1.500 Euro erhielt die Alzheimer Gesellschaft Hamburg, vertreten durch die Moderatorin Rosentreter. Jeweils 500 Euro erhielt die Ukraine-Hilfe der Kirchengemeinde Langgöns, die Sportstiftung Hessen und die Organisation „Plant for Planet“. Weitere 300 Euro erhielt der Kindergarten Abenteuerland in Dutenhofen.
Weicker wies auf die nächsten Veranstaltungen hin. Am 15. November ist der Olympiasieger und Europameister im Gewichtheben Matthias Steiner zu Gast. Am 21. März 2026 kommt Patricia Kelly von der Kelly Family, die zum Thema Brustkrebs spricht.
